Alfeld (Leine) verzeichnet laut Sozialdaten des Landkreises nach der Stadt Hildesheim den höchsten Anteil an Kinderarmut im Kreisgebiet. Im März 2025 wurde ein Familienzentrum als niedrigschwellige Anlaufstelle eingerichtet. Es bietet Familien Orientierung im Hilfesystem sowie Unterstützung im Alltag. Parallel dazu wurde ein Förderantrag für Gemeinwesenarbeit bewilligt. Damit können bedarfsgerechte Angebote zur Bekämpfung von Kinderarmut im Quartier entwickelt und umgesetzt werden. Viele armutsbetroffene Familien leben in der Innenstadt, da dort die Mieten nicht so hoch sind. Diese Wohnungen verfügen weder über einen Garten noch über einen geeigneten Balkon, um selbst Obst oder Gemüse anzubauen. Dies wirkt sich negativ auf die Gesundheit und Teilhabechancen der Kinder und Familien aus. Hier setzt das Projekt an: In zentral gelegenen, öffentlich zugänglichen Bereichen sollen kleine Selbstversorger-Oasen entstehen. Diese ermöglichen den Anbau von frischem Gemüse und Obst direkt vor der Haustür – gemeinschaftlich, ressourcenschonend und ohne hohe Kosten. Die Gartengemeinschaft stärkt das soziale Miteinander, fördert kulturellen Austausch und vermittelt Wissen rund um gesunde Ernährung. Familien erhalten praxisnahe Unterstützung: von einfachen, günstigen Rezepten bis hin zu Bildungsangeboten im Garten. Zentrale Anlaufstelle ist neben den Gärten das Familienzentrum, das organisatorisch begleitet, Bildungsangebote rund um Ernährung und Gartenarbeit bündelt und den Austausch fördert. Ein weiterer Fokus liegt auf der Einbindung von Männern und Vätern, die im Familienzentrum bislang kaum vertreten sind. Durch handwerkliche Tätigkeiten beim Aufbau und der Pflege der Gärten sollen sie gezielt angesprochen und aktiv eingebunden werden. Auch bestehende Nachbarschaftsinitiativen wie das Netzwerk Nachbarschaft, die Grundschule mit Offenem Ganztag sowie zwei angrenzende Kitas sollen in die Gartengemeinschaft eingebunden werden. So entstehen Orte der Begegnung und des Lernens und ein Beitrag zur Selbstwirksamkeit von armutsgefährdeten und -betroffenen Menschen. Zudem spielen kommunale Präventionsketten eine wichtige Rolle: Durch die enge Zusammenarbeit verschiedener Akteure wie Stadtverwaltung, Schulen, Gesundheitsämter und lokale Organisationen wird eine nachhaltige Unterstützung sichergestellt. Diese Vernetzung ermöglicht eine ganzheitliche Prävention, die Bildung, Teilhabe und gesunde Ernährung fördert, Kinderarmut gezielt bekämpft und die soziale Infrastruktur stärkt.
In Alfeld ist Kinderarmut ein vielschichtiges und drängendes Problem. Viele Familien sind einkommensschwach, beziehen Leistungen nach dem SGB und sind oft mit Herausforderungen wie dem alleinigen Erziehen der Kinder und den Folgen der Migration konfrontiert. Die niedrige Kaufkraft erschwert den Familien den Zugang zu Bildung, Freizeit und gesunder Ernährung. Insgesamt zeigt sich, dass Kinderarmut in Alfeld ein komplexes Problem ist, das dringenden Handlungsbedarf erfordert, um die Lebensbedingungen der Kinder zu verbessern. Im Januar 2024 fand eine erste Sozialraumkonferenz in Alfeld zum Thema Kinderarmut statt. Rund 90 Fachkräfte aus der Region tauschten sich intensiv über bestehende Angebote und zukünftige bedarfsgerechte Maßnahmen aus. Dabei waren sich alle einig, dass die Einrichtung eines Familienzentrums mit Lotsenfunktion notwendig ist – eine zentrale Anlaufstelle, die schnell und gezielt bei Fragen und Problemen vermittelt und bestehende Unterstützungssysteme effizient nutzt. Das Sozialmonitoring des Landkreises bestätigt die ersten Annahmen, was die Dringlichkeit gemeinsamer Maßnahmen gegen Kinderarmut unterstreicht. Parallel zur Umsetzung des Familienzentrums wurde im April 2024 ein Förderantrag für die Gemeinwesenarbeit eingereicht. Seit März 2025 ist eine Sozialarbeiterin vor Ort tätig, die die Familien und Bürgerinnen und Bürger nach ihren Bedürfnissen befragt und gemeinsam mit ihnen bedarfsgerechte Angebote entwickelt. Zudem wird aktuell ein Förderantrag für kommunale Präventionsketten gestellt. Ziel ist es, die Lebenssituation der Kinder und Familien in Alfeld nachhaltig zu verbessern und die sozialen Herausforderungen aktiv anzugehen.