Das Projekt „Chancenreich“ ist eine Kooperation des Landkreises Göttingen (LK Gö) (Soziales, Demografie, Familienzentren) mit der Stadt Osterode und (u) dem DRK-Familienzentrum (FamZ). Ziel ist die Verbesserung der Erreichbarkeit armutsbetroffener Kinder u Familien durch den Aufbau einer nachhaltigen u zielgruppengerechten Kommunikations- u Vernetzungsstruktur zur Verringerung der Folgen von Kinderarmut. Als elementarer Baustein steht die Gründung eines gemeinsamen Netzwerkes, in dem relevante Fachkräfte mit entsprechenden Bezügen vertreten sind. Dazu gehören: Kinder u Jugendhilfe inkl. Frühe Hilfen, Jobcenter/ KiBiZ (Kinder Bildung Zukunft), ASD, Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche, (Kindertagesbetreuung), Integrationsbüro, Frühförderstelle, Formularlots*innen, Gesundheitsamt, das DRK FamZ u die Stadt Osterode (Bereich Kinder, Jugend und Schule, Stadtjugendpflege, Vereinskoordination) sowie Polizei, Schulsozialarbeitern, das Diakonische Werk Harzer Land u die Kreiswohnbau. Partizipativ werden Eltern u Jugendliche akquiriert, die ihre Sichtweisen einbringen. Durch diese Vernetzungsstruktur sollen bestehende Angebote u Informationen besser koordiniert, Lücken u Bedarfe ausgemacht sowie Synergien geschaffen u der Zugang zu Hilfen, Bildungsangeboten u sozialer Teilhabe erleichtert werden. Ab dem 01.07. wird in einem monatlichen Rhythmus getagt. Drei Kernaufgaben stehen im Vordergrund: 1. Erstellung, Veröffentlichung u Verbreitung einer Broschüre über bestehende Anlaufstellen u Angebote für Kinder u Familien. Diese soll grafisch familien- u kinderfreundlich gestaltet werden, örtliche Gutscheine sowie QR-Codes enthalten. Letztere ermöglichen einen digitalen Zugang zu aktualisierten Informationen. Wichtige Elemente der Broschüre sind mehrsprachig gefasst. Für die operative Entstehung dieser Broschüre wird eine Honorarkraft am DRK-FamZ eingestellt. Die 2. Aufgabe ist die Reaktion auf festgestellte Bedarfe durch die Bereitstellung weiterer niedrigschwelliger Angebote durch Verknüpfung von lebensnaher Unterstützung mit pädagogischen Angeboten: Im DRK-FamZ vor Ort werden neben einem gemeinsamen Essen niedrigschwellig zugleich Beratungen (BuT), Lern- u Fördermöglichkeiten u Formularlotsentätigkeiten entstehen. 3. Kernaufgabe ist die Organisation von offenen Familienevents im Quartier mit denen neue Zugänge geschaffen werden: Am 19.09. wird für die Bekanntmachung der Initiative ein großes Kinderfest im Kurpark (Kernstadt Mitte) arrangiert.
Kinderarmut in Osterode am Harz (OHA) ist ein komplexes Phänomen, das durch demografischen Wandel, unzureichende Infrastruktur und soziale Ausgrenzung geprägt ist. Trotz vielfältiger lokaler Hilfsangebote lebt mehr als jedes siebte Kind in Armut. Die Kinderarmutsquote steigt seit dem Jahr 2020 stetig an und lag 2023 in der Stadt bei 15,4 % (Landkreis: 13,1 %). Besonders betroffen sind die Kernstadtteile Mitte und Süd, wo die Quoten bei Kindern unter 6 Jahren 39,7 % bzw. 32,6 % erreichen.
Die Osteroder Tafel verzeichnet einen Anstieg junger Bedürftiger (20 % unter 30 Jahren). Schamgefühle erschweren die Inanspruchnahme sozialer Unterstützung; dennoch zeitweise kam es zu Aufnahmestopps aufgrund fehlender Ressourcen. Das Wohnumfeld in der Kernstadt ist geprägt von baulichem Verfall, Modernisierungsstau, Leerstand, einer alternden Bevölkerung und hoher Fluktuation. Kindgerechte Infrastruktur ist vielfach defizitär oder in schlechtem Zustand.
Vereine kämpfen infolge des demografischen Wandels um Nachwuchs und den Erhalt ehrenamtlicher Strukturen. Im Untersuchungsgebiet sind mehrere Bevölkerungsgruppen stark vertreten, die bundesweit als besonders armutsgefährdet gelten. Risikogruppen wie Alleinerziehende (SGB II-Quote: 34,2 %) und Familien mit Migrationshintergrund (24 %) oder drei und mehr Kindern (15 %) sind überproportional vertreten.
Lokale Initiativen leisten wertvolle Arbeit, dennoch sind umfassendere Maßnahmen erforderlich, um die Lebensbedingungen benachteiligter Kinder nachhaltig zu verbessern.